„Natürliche Sexualität“ ist ein Mythos. Zugegebenermaßen ist es ein toller Mythos. Die Vorstellung, dass zwei sich begehren und dann wie von Zauberhand in einer Erfahrung wundervoller Sexualität landen, ist zwar ein gleichermaßen berauschendes wie hartnäckiges Narrativ, aber nur für sehr wenige Menschen Lebensrealität. Und auch dann meist nur für die kurze Dauer des Verliebtseins. Sexuelle Bedürfnisse zu haben ist natürlich, freudvolle Sexualität ist es nicht.

Sexuelle Bedürfnisse können ein befriedigendes Sexualleben nicht garantieren. Und trotzdem verhalten sich Leute oft so, als ob das freudvolle Sexualleben mühelos und von  selbst zu ihnen kommen soll. Aber das funktioniert natürlich nicht. Sexualität ist vielmehr eine Kulturtechnik, die erlernt, geübt und praktiziert werden muss, wenn sie freudvoll und befriedigend sein soll.

Wenn du dir die Frage stellst, ob dich dein Hunger einen guten Koch oder eine gute Köchin werden lässt, fällt dir die Antwort sicher leicht. Nein, natürlich macht dich dein Hunger nicht zu einem guten Koch der einer guten Köchin. Kochen lernen macht dich zu einem guten Koch oder einer guten Köchin. Und Kochbücher lesen, Kochkurse machen und über den Markt schlendern und schauen, was lecker aussieht und was man daraus machen könnte, macht dich zu einem guten Koch oder einer guten Köchin.

Und genauso ist es mit Sexualität auch. Du musst herausfinden, was es ist, was du leben möchtest, was dich wirklich befriedigt und wozu du Lust hast. Und dann kannst du deinem Partner oder deiner Partnerin deine Sexualität anbieten, so dass ihr das gemeinsam gestalten könnt. Das bringt dir eine Sexualität, die zu dir passt und dich befriedigt und dir Freude macht. Es braucht ein bisschen Mut, Energie, Zeit und jemanden, dem das Gleiche schmeckt wie dir.

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