Der Begriff der Traumatherapie bedarf einer besseren Definition.Der Begriff Traumatherapie ist unklar definiert. Dabei hat eine Traumatherapie den Anspruch, eine bei Trauma hilfreiche Bearbeitungsmethode zu sein. Außerdem wird auch häufig von den anbietenden Therapeuten nicht zwischen Schock- und Entwicklungstrauma unterschieden. Folglich lässt der Begriff Traumatherapie auch keine Schlüsse über die Vorgehensweise zu. Hier lohnt sich eine genauere Betrachtung, um eine geeignete Verfahrensweise auszuwählen, die hilfreich ist.

Traumatisierte? Nicht-Traumatisierte? Eine nutzlose Zuschreibung

Die Unterscheidung in traumatisierte und nicht-traumatisierte Menschen ist bereits ein Symptom einer traumatisierten Gesellschaft. Vor den eigenen Traumata weglaufen zu wollen, ist wie der Versuch dem eigenen Schatten zu entfliehen. Das gilt für Individuen genau so so wie für das Kollektiv.

Trauma betrifft den ganzen Menschen. Meine Spezialisierung ist die Arbeit mit Trauma in Partnerschaft und Sexualität. Ich helfe Menschen, ihre Traumata zu transformieren, damit sie ihre Sexualität und Partnerschaft so leben können, wie sie es sich wünschen.

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Ursachen einer Traumatisierung

Ein Trauma entsteht, wenn ein Mensch einer Situation ausgesetzt ist, mit der sein ganzes System überfordert ist. Krieg, Gewalttätigkeiten, dysfunktionale Familien, Naturkatastrophen, Unfälle, sexualisierte Gewalt und schwere Krankheiten sind einige Beispiele. Trauma kann jedoch auch durch die Erfahrung von Vernachlässigung und Verlassenheit in der Kindheit verursacht werden. Abwesende Eltern, mangelnde Ansprache, zu wenig fürsorglicher Körperkontakt, ungenügende Ernährung, mangelnde Körperpflege, unpassende oder fehlende Spielmöglichkeiten usw. Entscheidend ist dabei nicht das Ereignis, sondern die Reaktion des Nervensystems auf die Erfahrung. Aus diesem Grund ist das wiederkehrende Sprechen über das Ereignis auch in der Regel nicht hilfreich.

Ein traumatisierter Mensch braucht in einer Traumatherapie vor allem Mitgefühl!

Die unangemessene Reaktion der anderen Menschen auf die traumatisierte Person verstärkt häufig deren Belastung. Anstatt Hilfe und Mitgefühl erfahren diese Menschen Unverständnis und Ablehnung auf ihre traumatische Reaktion. Durch Mitleid und gut gemeinte Ratschläge wird die traumatisierte Person dann oft auch noch weiter geschädigt. Dadurch setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang. Folglich gilt es diese zu stoppen und passende Hilfe zu suchen.

Mitgefühl für traumatisierte Menschen ist ein notwendiger erster Schritt zur Genesung einer traumatisierten Gesellschaft. Das zeigt auch der neue Dokumentarfilm „Wisdom of Trauma“ (2021) mit dem Traumatherapeuten Gabor Maté.

Symptome einer Traumatisierung

Häufige Symptome bei einem Trauma sind wiederkehrende oder anhaltende belastende Gedanken oder Gefühle. Dazu gehören Bilder von den erlebten belastenden Ereignissen (Flashbacks), Angstgefühle, Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Gerüchen und Licht, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Burn-Out-Symptome und eine allgemeine Tendenz zur Übererregbarkeit. Oder genau das Gegenteil davon. Diese Menschen sind eher im Kollaps, lustlos, depressiv und antriebsarm. Sie haben manchmal auch Erinnerungslücken von einem einschneidendes Ereignis und zeigen ein Vermeidungsverhalten in Bezug auf Kontakt mit anderen.

Wie sich die Traumasymptome beim Sex manifestieren, beschreibe ich hier in einem extra Artikel.

Wenn sich das Hier und Jetzt bedrohlich anfühlt, obwohl es nicht bedrohlich ist

Allen Symptomen gemein ist die Unangemessenheit der inneren und äußeren Reaktionen in Bezug auf die Gegenwartssituation. Menschen mit einem Trauma fühlen sich häufig körperlich und emotional erschöpft. Die Aussicht auf eine Traumatherapie wirkt auf sie oft wie das rettende Ufer am Horizont.

In diesem Video betrachte ich die Symptome eines Traumas aus der Sicht eines traumatisierten Menschen und erkläre, was Trauma für das subjektive Erleben der traumatisierten Person bedeutet.

Ein Trauma ist eine physiologische Reaktion und kann nicht willentlich beeinflusst werden

Um ein Trauma erfolgreich zu transformieren, braucht es außer der geistigen Ebene des Verstehens und des Bewusstseins auch die Ebene der Gefühle und die Wahrnehmung des Körpers. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die gewählte Behandlungsform alle Ebenen des menschliches Seins mit einbezieht. Rein kognitive Gesprächssettings können das Trauma nicht auflösen. Auch wenn eine gelungene Sitzung zur Bearbeitung eines Traumas von außen betrachtet aussehen kann wie ein gutes Gespräch, ist es von essentieller Bedeutung, dass der Begleiter oder die Begleiterin den Klienten oder die Klientin sprachlich durch dessen Erleben auf der Gefühls- und Körperebene navigiert. Eine Berührung ist hierbei nicht nötig. Ebenso dient es der Orientierung des Klienten, wenn beide bequem aufrecht sitzen und sich anschauen können. Eine angenehme Umgebung, in der sich der Klient oder die Klientin sicher fühlen, ist ebenso wichtig.

Geschäftsmodellen der TraumatherapieEin paar Worte zu den Geschäftsmodellen

Die meisten Behandler mit einer Kassenzulassung sind Ärzte und Psychologen mit einer psychoanalytischen, tiefenpsychologischen oder verhaltenstherapeutischen Ausbildung, weil diese Verfahren die Voraussetzungen für eine Anerkennung durch die Kostenerstattung durch Krankenkassen sind. Manchmal haben sie eine Zusatzqualifikation für Traumaarbeit oder arbeiten mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing).

Einen Begleiter zu finden, der ein tieferes Verständnis für die mechanischen Prozesse des Traumas hat und der über eine Kassenzulassung verfügt, ist meist schwierig. Besonders in ländlichen Regionen klagen Menschen darüber, dass sie keine geeignete Person finden. Lange Wartezeiten erschweren die angemessene Unterstützung für die Hilfesuchenden.

Manchmal zögern Menschen, in sich selbst und ihre Gesundheit Geld zu investieren. Besonders dann, wenn sie berechtigter Weise das Gefühl haben, den Schaden an der eigenen Seele gar nicht verursacht zu haben. Aber was nutzt diese Haltung? Zu sagen: Ich bin es mir wert, kann ein wichtiger Genesungsschritt sein.

Ein Teil der Genesung ist es, zwischen Scharlatan und Heiler unterscheiden zu lernen

Ein anderes Geschäftsmodell haben die Anbieter, die nicht über eine Kassenzulassung verfügen. Sie mussten sich nicht einem bestimmten Ausbildungsdiktat unterwerfen, um eine wirtschaftlich lukrative Kassenzulassung zu erhalten. Jeder Berater, Coach, Heilpraktiker für Psychotherapie und Supervisor hat einen anderen beruflichen und persönlichen Hintergrund und arbeitet dementsprechend nach seiner individuellen Vorgehensweise.

Traumatherapie – Eine Auswahl von Methoden

Somatic Experiencing® – Ein Verfahren zur Bearbeitung von Schocktrauma nach Peter A. Levine, weitere Informationen finden sich auf Trauma Institute.

NARM® – Ein Verfahren zur Bearbeitung von Entwicklungstrauma nach Laurence Heller.

Womb Surround Process Workshops – Ein Verfahren zur Integration prä- und perinataler Traumata nach Ray Castellino

EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) – Ein Verfahren zur Berarbeitung einer PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörung), entwickelt von Francine Shapiro, hier finden sich mehr Informationen zu EMDR in Deutschland.

PITT (Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie) – Ein Verfahren zur Bearbeitung von Trauma nach Luise Reddemann, aktualisiert als Imagination als heilsame Kraft.

Ego-State-Therapie – nach John Watkins und Helen Watkins

Wie findest du den richtigen Traumatherapeuten?

1. Sympathie
Nach meiner Erfahrung ist es das Allerwichtigste, dass ich den Menschen mag, mit dem ich das bearbeiten möchte, was mich am meisten belastet. Ohne Sympathie, ohne die Möglichkeit, sich miteinander einzuschwingen, geht es meiner Meinung nach nur sehr schwer oder gar nicht. Traumatransformation beinhaltet für mich immer auch Beziehungs- und Bindungsarbeit. Beziehung ist natürlich nicht alles, aber ohne Beziehung ist alles nichts.

2. Verfassung und Präsenz des Begleiters
Wie nehme ich die Person wahr? Ist sie in Balance? Die Verfassung des Begleiters ist wichtig. Ich kann nur lernen mich selbst zu regulieren, wenn mich jemand dabei unterstützt, der selbst gut reguliert ist. Gut reguliert sein heißt, geistig, emotional und körperlich auf eine entspannte Art und Weise präsent zu sein. Ein Begleiter kann andere nur so weit unterstützen, wie die eigenen Transformationsarbeit geleistet wurde.

3. Wirksamkeit der Interventionen
Was erlebe ich tatsächlich mit der Person, die mich begleitet? Fühlen sich ihre Interventionen effektiv an? Sortiert und entspannt sich etwas in mir oder fühlt es sich mehr an, wie ein Finger in der Wunde? Erlebe ich, wie die Arbeit mit dem Begleiter mein Leben verändert? Oder mache ich nur eine isolierte Erfahrung in den Sitzungen? Fühlen sich die Erfahrungen in den Sitzungen stimmig an? Fühle ich mich gesehen und wahrgenommen? Erfahre ich Mitgefühl?

4. Fachwissen und Erfahrungswissen
Welche Ausbildungen hat die Person gemacht? Und wie hat die Person die eigene Biographie bearbeitet und integriert? Ich finde es legitim so etwas zu fragen! Hat da jemand nur ein Buch über den Dschungel gelesen? Oder war er oder sie selbst dort und hat den Weg gefunden?

5. Und immer wieder die Wirklichkeit überprüfen
Schließlich ganz wichtig: Hilft mir die Arbeit mit dieser Person? Anders formuliert, kann ich im Laufe der Zusammenarbeit feststellen, dass das Anliegen, mit dem ich gekommen bin, sich positiv verändert. Eine besondere Herausforderung in der Begleitung von Traumata ist die Dissoziative Identitätsstörung (DIS). Hier empfiehlt sich die Begleitung durch eine Person, die dafür extra ausgebildet wurde.

Mein eigener Beratungsansatz in der TraumatherapieMein eigener Beratungsansatz

Ich arbeite in meinen Beratungssettings überwiegend auf der Basis von systemischer Theorie und Praxis, Somatic Experiencing®, dem inneren Team und dem inneren Kind. Meine Arbeitshaltung gegenüber meinen Kundinnen und Kunden sowie deren Anliegen basiert auf Präsenz und Achtsamkeit.

Ich habe mich selbst vor 25 Jahren auf die Reise gemacht, um herauszufinden, wie ich meine eigene Biographie so integrieren kann, dass ein gutes Leben möglich ist. Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen, es war ein weiter Weg mit vielen Erfolgen, aber auch mit vielen harten Rückschlägen, der sich gelohnt hat. Denn, was ist die Alternative? Aufgeben? Das wollte ich nie! Mein Resümee kann ich in wenigen Worten zusammenfassen. Es lohnt sich, seinen Sehnsüchten zu folgen. Manche Veränderungen gehen schnell, manche langsam. Wichtig ist, dass die Richtung stimmt. Ob die hilfreiche Unterstützung Traumatherapie heißt oder ganz sich ganz anders nennt, ist am Ende unerheblich. Was hilft, hat Vorfahrt!

  • Wenn du einen Begleiter für dein Heilungsprozess suchst, ist vielleicht das Angebot in meiner Praxis für Sexualität, Trauma und Partnerschaft etwas für dich?
  • Oder suchst du eher die Möglichkeit, deine Fragen zum Sexualitäts- und Traumaalltag in einer geschlossenen und sicheren Gruppe zu stellen? Nimm an meinen Webinaren „Sex & Trauma“ teil.
  • Oder möchtest du dich erst orientieren und herausfinden, ob ein Trauma deine Partnerschaft und Sexualität beeinflusst? Dann kannst du kostenlos mein Einführungs-Webinar besuchen oder mein Video-Tutorial bekommen.

 

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